Die Zukunft heißt „personalisierte Medizin“: Eröffnung des Studienzentrums für das K-Projekt BioPersMed

Graz, 6. Februar 2012 - An der Medizinischen Universität Graz wurde heute das Studienzentrum für das K-Projekt „BioPersMed" eröffnet - unter Beisein von Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder, Landesrat Christian Buchmann, Rektor Josef Smolle und Projektleiterin Barbara Obermayer-Pietsch.
Die Zukunft heißt „personalisierte Medizin"
An der Med Uni Graz läuft seit über einem Jahr das K-Projekt BioPersMed (Biomarkers for Personalised Medicine in Common Metabolic Disorders). In diesem einzigartigen Projekt wird ein in der Medizin brandaktuelles Thema aufgegriffen: Prävention, Diagnose und Therapie sollen von Standardisierungen weg und auf die Bedürfnisse einzelner Patienten zugeschnitten werden. In Zukunft soll die Diagnostik und damit auch die Behandlung individueller gestaltet, also „personalisiert" werden, um die Treffsicherheit und Wirkung der Therapien zu verbessern. „Derzeit werden PatientInnen mit ähnlich gelagerter Diagnose einheitlich behandelt, im Wesentlichen auf Basis statistischer Ergebnisse aus klinischen Studien. Da Menschen aber auf Behandlungen unterschiedlich ansprechen, kann in manchen Fällen eine Therapie wirkungslos bleiben. Daher hat das K-Projekt zum Ziel, relevante Biomarker zu identifizieren und zu validieren", so die Leiterin Barbara Obermayer-Pietsch.
Biomarker sind die Schlüssel zur personalisierten Medizin - messbare Einheiten aus Probenmaterial oder Geräteuntersuchungen. Enzyme, Hormone oder Ultraschallmessungen sind Beispiele für Biomarker. Die Risikoprofile, die durch Biomarker gebildet werden können, geben Aufschluss darüber, ob ein Mensch gesund ist oder eine krankhafte Veränderung vorliegt - auch wenn eine Krankheit noch nicht ausgebrochen ist - oder ob Vorbeugung oder therapeutische Maßnahmen wirksam sein können. Mittels relevanter Biomarker kann eine Behandlung maßgeschneidert abgestimmt und die Wirksamkeit in einem nachvollziehbaren Prozess individuell laufend geprüft werden.
Perfekte Infrastruktur an der Med Uni Graz
Durch das Studienzentrum in der Billrothgasse werden neue Vernetzungen von Fachgebieten ermöglicht. So werden kardiologische (u.a. Herzultraschall, Spiroergometrie, Gefäßstatus), als auch endokrin-metabolische (u.a. Glucosestoffwechseltests, Hormone, Lipometrie) und hepatologische Abklärungen (u.a. Fibroscan, Ultraschall) an einem Ort durchgeführt. Aus den gewonnen Daten werden morphologische, serologische und genetische Biomarker als neue Risikoprädiktoren erforscht. Eine weitere Grundlage für das K-Projekt BioPersMed stellt die Biobank der Medizinischen Universität Graz, die umfassendste Europas, dar. Über vier Millionen sehr genau charakterisierter Proben stehen für Studienzwecke bereit. Weiters bietet das Zentrum für Medizinische Forschung (ZMF) mit seinen zertifizierten Core Facilities ideale Voraussetzungen für die Entwicklung von Biomarkern und neuen Diagnosemethoden für spezifische Erkrankungen.
Forschungsgebiete und erste Ergebnisse
Das K-Projekt BioPersMed setzt sich aus drei wichtigen Forschungsgebieten zusammen: Endokrinologie & Stoffwechsel, Hepatologie und Kardiologie. Erste Forschungsergebnisse konnten im Rahmen des Projekts bereits verzeichnet werden. Ein wichtiges Themengebiet sind die unterschiedlichen Auswirkungen von Vitamin D auf den Menschen, wo die K-Projekt-Forschung BioPersMed bereits erstaunliche und überraschende Neuigkeiten dieses „Biomarkers", seiner Stoffwechselprodukte und genetischen Faktoren aufgedeckt hat. Zum Beispiel wurde vor kurzem eine interessante Arbeit über das Thema Vitamin D publiziert.1 Der Biomarker Vitamin D kann im Labor nachgewiesen werden und bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, den Körperpool dieses wichtigen Vitamins - das zugleich ein Hormon ist - und seiner Stoffwechselwirkung zu monitorisieren. Dabei geht es neben den bekannten und weiterhin beforschten Wirkungen von Vitamin D auf Stoffwechsel, Herz-Kreislaufsystem, Knochen und Leber um wichtige Auswirkungen von Vitamin D auf die Fertilität von Männern und Frauen. Bei Frauen konnte nachgewiesen werden, dass Vitamin D in die Bildung von weiblichen Hormonen und in verbesserten Schwangerschaftsraten, aber auch Stoffwechselveränderungen beim Fett- und Zuckerstoffwechsel, involviert ist. Bei Männern konnten klare Hinweise auf eine Verbindung von Vitamin D und männlichen Hormonen nachgewiesen werden. So konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass bei Gabe von Vitamin D auch der Testosteronspiegel und somit die Samenqualität zunehmen.
Facts und Figures
- BioPersMed: "Biomarkers for Personalised Medicine in Common Metabolic Disorders"
- Wissenschaftliche Leitung: Medizinische Universität Graz
- Projektpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft: Technische Universität Graz, Ludwig
Boltzmann Gesellschaft sowie zahlreiche Firmenpartner
- Laufzeit: 5 Jahre
- Projektvolumen: ca. 7 Mio EUR
- Projektziel: Relevante Biomarker für so genannte „Volkskrankheiten" wie
Zuckerkrankheit, Herzinfarkt oder Lebererkrankungen zu identifizieren und zu
validieren. Durch den Einsatz von Biomarkern in Frühdiagnostik, Prävention und
individueller Therapie soll die Gesundheitsversorgung zukünftig deutlich besser, sicherer
und wirtschaftlicher werden.
Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Barbara Obermayer-Pietsch
Wissenschaftliche Leiterin des K-Projekts BioPersMed
barbara.obermayer@medunigraz.at
Tel. 0316/385-12031