Wege in die Zukunft. Die neuen strategischen Korridore des Humantechnologie-Clusters

Graz, 22.9.2010 - Die Steiermark ist international etabliert als Standort höchst entwickelter Ingenieurs- und Biowissenschaften. Darauf aufbauend haben die Unternehmen und Organisationen des Humantechnologie-Clusters drei strategische Korridore in die Zukunft entwickelt: Pharmazeutische Verfahrens-, Prozess- und Produktionstechnologie, Biomedizinische Sensortechnologie & Biomechanik sowie Biobank & Biomarkertechnologie. Welche Chancen sich daraus für die Branche am Standort Steiermark eröffnen, wird im Rahmen der am 23.9. 2010 in Graz stattfindenden Zukunftskonferenz 2010 präsentiert und diskutiert.

Wegmarken für 2010 bis 2015
"Nun war es an der Zeit, gemeinsam mit unseren Clustermitgliedern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik neue Wegmarken für die Zeit bis 2015 zu entwickeln", erzählt Clusterchef Gfrerer. Gleichsam aus der Hubschrauberperspektive wurde die Landschaft erkundet und darauf aufbauend eine Landkarte entwickelt für die Reise ans Ziel 2015. Die drei Hauptrouten - oder auch "strategische Korridore" - für den steirischen Cluster sind:
- Pharmaceutical engineering and production processes
- Advanced biomedical sensor technologies & biomechanics
- Biobanking & biomarker technologies
Die Zukunftsthemen
In allen drei strategischen Korridoren werden Zukunftsthemen am Horizont sichtbar. Im Bereich der "Pharmazeutischen Verfahrens-, Prozess- und Produktionstechnologie" sind das Themen wie die "personalisierte Medikation" für eine "alternde Gesellschaft." Im Korridor "Biomedizinische Sensortechnologie & Biomechanik" geht es bspw. um das Thema des "Near Patient Testing" sowie um das "Monitoring von Intensivpatienten." Und im dritten strategischen Korridor "Biobank & Biomarkertechnologie" geht es um Fortschritte hin zu einer "personalisierten Medizin." So könnten etwa durch die Identifizierung krankheitsspezifischer Biomarker Volkskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislaufund Lebererkrankungen schneller und spezifischer behandelt werden. All diese Themenfelder werden im Rahmen der am 23. September 2010 im Grazer Veranstaltungszentrum "Seifenfabrik" stattfindenden Zukunftskonferenz unter dem Titel "Next generation" von nationalen und internationalen ExpertInnen präsentiert. In drei Parallel-Sessions haben die Unternehmen wie die wissenschaftliche Community die Möglichkeit, die eigenen Tätigkeiten in Bezug auf die "strategischen Korridore" vorzustellen und mögliche Kooperationen auszuloten. Das vollständige Programm mit allen
Vortragenden: http://www.humantechnology.at/Zukunftskonferenz2010/index.htm
Internationale Perspektive durch regionale Stärke Stimmen der Beteiligten
Der steirische Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann betont, dass für den Wirtschafts-
und Wissenschaftsstandort Steiermark in den letzten Jahren gerade im Stärkefeld
Humantechnologie viel erreicht wurde. Dieser Erfolg hat auch zur höchsten regionalen
Forschungs- und Entwicklungsquote Österreichs beigetragen. Mit 4,3% F&E-Quote ist die
Steiermark Vizeeuropameister. "Die Humantechnologie wächst in der Steiermark seit Jahren
kontinuierlich und hat sich mit Leuchtturmprojekten wie dem RCPE, der Biobank
oder dem ACIB zu einem wesentlichen Stärkefeld entwickelt. Internationale Pharmakonzerne
haben die Steiermark nun auf ihrem Radar und denken über Betriebsansiedlungen
nach. Das schafft Arbeitsplätze und sichert nachhaltig Wertschöpfung für den Standort.
Die Herausforderung liegt in Zukunft darin, vermehrt kleine und mittlere Unternehmen
für den Faktor Innovation zu gewinnen", so Buchmann.
"Für uns als Gründungsgesellschafter des Clusters und Teil eines internationalen Konzerns
ist es wichtig, dass der Standort Graz auch international wahrgenommen wird", erklärt
der Geschäftsführer der Roche Diagnostics Graz GmbH, DI Ulrich Kanter. "Die
´strategischen Korridore´, die wir gemeinsam mit den wichtigsten Cluster-Stakeholdern
erarbeitet haben, sorgen für eine klare internationale Positionierung." Kanter betont, dass
für Roche Diagnostics besonders der Korridor "Advanced biomedical sensor technologies
& biomechanics" von Bedeutung ist. "Der Korridor advanced biomedical sensors deckt
sich perfekt mit unseren Kernkompetenzen am Standort Graz. Wir hoffen, dass durch
diese klare Positionierung auch andere Firmen Graz als Sensor-Kompetenz-Zentrum
wahrnehmen und sich dadurch in weiterer Folge hier ansiedeln."
Kanter weiter: "Mittelfristig könnte das dazu führen, dass wir Kooperationspartner und
qualifizierte Arbeitskräfte in diesem wichtigen Themengebiet nicht mehr im Ausland suchen
müssten, sondern direkt vor unserer Tür finden. Aktuell arbeiten wir bereits seit
Gründung des Kompetenzzentrums für Biomedical engineering eng mit dem RCPE zusammen,
um temperaturstabilere Enzyme zu entwickeln, die in neuen Sensorgenerationen
zum Einsatz kommen könnten."
Kompetenzfeld Prozess-Simulation
Für den Geschäftsführer der Zeta Holding GmbH, DI Alexander Rinderhofer, ist besonders
der Korridor "Pharmaceutical engineering and production processes" von Interesse.
"Unser wichtigstes strategisches Ziel ist es, unseren Kunden in Pharma und Biotechnologie
perfekt konfektioniertes Prozessequipment in kürzest möglicher Zeit bei gleichzeitig
höchster Entwicklungsflexibilität, Betriebskosteneffizienz, Produktivität und funktionaler
Sicherheit zur Verfügung zu stellen. Als Schlüsselelement zur Erfüllung dieser Ansprüche
haben wir das Kompetenzfeld ´Prozess-Simulation´ identifiziert, das wir derzeit in enger
Zusammenarbeit mit dem RCPE in unserem Unternehmen integrieren."
Rinderhofer weiter zur Zusammenarbeit mit dem Research Center Pharmaceutical Engineering
RCPE: "Mit Prozess-Simulation ermöglichen wir unseren Kunden bereits in der
Konzeptphase neu zu entwickelnder Herstellverfahren wesentliche Verfahrensschritte und
deren Wirkprinzipien zu visualisieren, kritische Verfahrensparameter zu identifizieren
oder Prozess-Schritte durch Parameterstudien zu optimieren, um nach Investition in die
Herstelltechnologie höchst mögliche Wirtschaftlichkeit, Produkt- und Produktionssicherheit
zu generieren. Ein aktuelles Projekt befasst sich z.B. mit dem Einfluss von Einfrierprozessen
auf Proteinlösungen in einem von Zeta entwickelten Tieftemperaturbehälter für
die pharmazeutische Industrie."
Clusterchef Robert Gfrerer spricht eine konkrete Einladung aus: "Wir laden alle interessierten
Unternehmen und Forschergruppen ein, sich einzuklinken in spannende Projekte
aus allen drei Zukunftsfeldern oder selbst Themen vorzuschlagen und daraus Kooperationen
zu entwickeln. Die Forschungs- und Entwicklungsperspektive der Zukunft ist immer
international, verankert allerdings in starken regionalen Standorten."