ZWT Graz: Wirtschaftsressort und Med Uni Graz investieren 20 Millionen in die Medizin von morgen

Plus 41 Prozent bei den Umsätzen, plus 25 Prozent bei den Beschäftigten, 45 Millionen Euro Investment in neue Anlagen und Produktionsstätten - das Stärkefeld Humantechnologie hat sich in den letzten fünf Jahren zu einem Aushängeschild der steirischen Wirtschaft entwickelt. Aktuell arbeiten mehr als 10.000 Beschäftigte in diesem Bereich, rund 100 Unternehmen erwirtschaften 2 Milliarden Euro Umsatz, der zu genau zwei Drittel in den Export geht. „Gemeinsam haben Unternehmen, Wissenschaft und der Humantechnologie-Cluster den Life-Science-Bereich in der Steiermark in fünf Jahren zu einem international wahrgenommenen Stärkefeld entwickelt", freut sich Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann.
„Weil dieser Sektor zu den zukunftsträchtigsten Stärkefeldern des Landes zählt, wird es vom Land Steiermark stark unterstützt. Der erste Schritt war die Implementierung des Humantechnologieclusters, dann konnte mit dem Kompetenzzentren RCPE (Research Center for Pharmaceutical Engineering) ein wesentlicher Player im Pharmabereich für die Steiermark gewonnen werden und jetzt ist das ZWT der 3. Schritt", so Buchmann. Das ZWT ist Teil des neu zu errichtenden MED CAMPUS in Graz und das 33. Impulszentrum in der Steiermark. Es ist zugleich das erste österreichische Technologie- und Forschungszentrum, das baulich und organisatorisch vollständig in einen Universitätscampus integriert ist. Errichter und Betreiber des ZWT ist eine eigens gegründete Gesellschaft, die sich im Besitz der Innofinanz, einem Tochterunternehmen der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und der Medizinischen Universität Graz befindet. „20 Millionen Euro werden in den Bau und damit in einen der zukunftsweisendsten Bereiche für die Versorgung der Menschen investiert", ergänzt Buchmann.
6.000 m2 für Wirtschaft und Wissenschaft
Auf einer Fläche von rund 6.000 m2 Nutzfläche (NF) - 5.000 m2 oberirdisch, 1.000 m2 unter der Erde - sollen im ZWT Kooperationsprojekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ermöglicht werden, die vor allem im Bereich Life-Sciences angesiedelt sind. Insbesondere Spin Offs aus der Med Uni Graz, aber auch bestehende Unternehmen sowie Headquarters und Kompetenzzentren internationaler Betriebe im Bereich der Bio- und Humantechnologie sind als Mieter vorgesehen. Gerade Mitgliedsbetriebe aus dem Humantechnologie-Cluster, aber auch Forschungszentren internationaler Konzerne haben bereits ein Auge auf das ZWT geworfen. Die neuen Flächen für die Wirtschaft bieten optimale Voraussetzungen für zukunftsträchtiges Arbeiten: bis zu 50 % sind für Laborflächen mit adaptierbarer Grundausstattung vorgesehen, rund 40 % bilden Büroflächen und ca. 10 % werden als Schulungsflächen errichtet, z. B. zum Training an neuen medizinisch-technischen Geräten.
Neben der Wirtschaft findet aber auch die Wissenschaft im neuen Zentrum Platz. Das analytische Forschungslabor für Hygiene, das Labor für genetische Untersuchungen und die Biobank Graz, die als eines der Leitprojekte der „Medical Science City Graz" gilt, werden im ZWT situiert sein.
250 neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze
Durch die Ansiedelung von Hightech-Betrieben und universitären Spin Offs werden am ZWT hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Das fachliche Spektrum reicht von Medizinern und Laborkräften über Statistiker bis hin zu Technikern. Insgesamt geht man im Wirtschaftsressort davon aus, dass im ZWT künftig 250 Menschen arbeiten werden.
Eines der Herzstücke des neuen ZWT wird die Biobank Graz: Biologische Proben sind derzeit für die medizinische Forschung so wertvoll, dass es für ihre Lagerung künftig eigene Banken geben wird. Die größte Europas ist bereits jetzt in Graz angesiedelt und soll nach der Fertigstellung ins ZWT übersiedeln. In der Grazer Biobank lagern derzeit 4,5 Millionen Gewebeproben - in einer Art Hightech-Kühlschrank, in dem biologisches Material in flüssigem Stickstoff gelagert wird. Jede Probe ist auch mit medizinischen Daten versehen - wie z. B. Diagnose, Medikation, Krankheitsverlauf. Die Proben sind Grundlage für viele Forschungszweige.
Zukunftschance für Graz
„Ohne Biobank gibt es zukünftig keine international konkurrenzfähige medizinische Forschung", stellt Hellmut Samonigg, Programmbeauftragter des MED CAMPUS der Medizinischen Universität Graz, fest. Während die Forscher früher über eigene kleine Sammlungen von Proben verfügten, sind heute - angesichts von viel mehr bekannten Einflussfaktoren und verschiedenen Untertypen von Krankheiten - größere Datensammlungen unerlässlich. Um den zukünftigen Herausforderungen der personalisierten Medizin und der Biomarkerforschung gewachsen zu sein, müssen viele tausend Fälle verglichen werden. Genaue Abfragen und eine schnelle Herausgabe der Proben werden zur Grundvoraussetzung, die für Graz eine weitere Chance bietet: „Wir bemühen uns, dass die Biobank Graz zur Zentrale auch für Ost- und Südosteuropa wird. Dies bedeutet mittelfristig eine erhebliche Steigerung des derzeit in der Steiermark verfügbaren Probenmaterials", blickt Samonigg optimistisch in die Zukunft.
Teil des neuen MED CAMPUS
Das neue Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin ist Teil des MED CAMPUS Graz, der in den nächsten fünf Jahren in Graz-Ries entstehen wird und den ganzen Stadtteil weiter aufwertet. Errichter sind Bund, Land und Stadt Graz, das Gesamt-Investment beträgt 320 Millionen Euro. 4,3 Hektar umfasst das Gelände hinter dem LKH, auf dem künftig alle Bereiche der Forschung und Lehre der Med Uni Graz unter einem Dach zusammengefasst sind. „Derzeit sind 12 wissenschaftliche Organisationseinheiten und die Verwaltungseinheiten der Med Uni Graz an mehreren Standorten im Stadtgebiet verstreut. Viele davon sind sogar dringend sanierungsbedürftig. Deshalb war der Schritt zur großen Lösung in Form des MED CAMPUS richtig und richtungsweisend für den Wissenschaftsstandort Graz", zieht Josef Smolle, Rektor der Medizinischen Universität Graz, einen zufriedenen Schlussstrich unter die Konzeptionsphase.
Am MED CAMPUS sind Lehrflächen für Studierende der Human-, Zahnmedizin- und Gesundheits- und Pflegewissenschaft vorgesehen. Der Veranstaltungsraum sowie die Kommunikations- und Freiflächen bieten 4.300 Studierenden Platz, zur Infrastruktur gehören neben Lehr- und Forschungsräumlichkeiten auch eine Mensa, Cafés und ein Kindergarten. Auf dem MED CAMPUS werden 840 MitarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz finden, die zu errichtende Gesamtnutzfläche beträgt 38.000 m2 (ohne ZWT).
Steirer gewinnen Architektenwettbewerb
Beginn der Bauarbeiten für das ZWT und den neuen MED CAMPUS ist im Jahr 2012. Wie dieser neue Stadtteil aussehen wird, weiß man seit kurzem: Das Grazer Architekturbüro Riegler/Riewe hat den internationalen Architekten-Wettbewerb gegen 56 Mitbewerber gewonnen - laut Jury ein „architektonisch anspruchsvolles Projekt mit hochgradiger Vernetzung aller Nutzungsbereiche." Fest steht jedenfalls: Das ZWT wird bei der Errichtung vorrangig behandelt und soll als erster Teil des gesamten MED CAMPUS bis Ende 2013 fertiggestellt sein.
Mit dem Bau des ZWT und des MED CAMPUS einher geht übrigens auch die Stadtteilentwicklung im Bezirk Ries: So sind unter anderem auch eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 7 und ein innovatives Verkehrskonzept vorgesehen.
Stellungnahmen zur Errichtung des ZWT