Steirischer Architekturexport als Wirtschaftsfaktor

Den meisten steirischen Architekten fehlen die Voraussetzungen, um im Ausland
erfolgreich tätig sein zu können. Das geht aus einem Branchenscreening hervor,
das im Zuge der Weiterentwicklung der heimischen Architekturszene auf Initiative
von LR Dr. Christian Buchmann durchgeführt wurde. Die strukturellen Defizite zu
beheben und Architektur aus der Steiermark als Marke aufzubauen, benötigt viele
einzelne Maßnahmen, die nun im Zuge der Initiative „Architekturexport" in
einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst wurden. Die Umsetzung soll der heimischen Architekturszene rund 18 Millionen Euro an zusätzlichem Umsatz bringen.
Aus und mit der steirischen ArchitektInnenszene wurde ein Konzept und ein Maßnahmenkatalog entwickelt, wie steirische Architektur im Ausland besser (re-)präsentiert und im Inland besser reflektiert werden könnte. Dabei spielen Fragen eine Rolle, etwa welche Tools, Services und Förderungen notwendig sind, um ArchitektInnen bei ihren Projekten im Ausland rechtlich, finanziell, administrativ sowie in der Vermarktung zu unterstützen und damit die Chancen für wirtschaftliche Erfolge zu erhöhen.
Förderungskonzept der SFG
„Darüber hinaus entwickelt die Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (SFG) ein Förderungskonzept, das die Unterstützung von Wettbewerben, Weiterbildungsmaßnahmen oder auch von Reisekosten beinhaltet", so SFG-Geschäftsführer Burghard Kaltenbeck. Bisherige Erhebungen haben ergeben, dass auf sehr vielen Ebenen Defizite bestehen. „In der Steiermark sind, nicht zuletzt bedingt durch die Architekturfakultät an der TU Graz, unverhältnismäßig viele ArchitektInnen ansässig. Hier muss bald etwas unternommen werden, um sie fit für internationale Märkte zu machen", betont Gerald Fuxjäger, Präsident der Ziviltechnikerkammer. Dazu kommt, dass sich Dienstleistungsumsätze im Ausland für die aktiven Exportländer in der Regel mit dem Faktor 10 bis 20 multiplizieren - also 10 Millionen Euro Planungsumsatz ziehen weitere 100 - 200 Millionen Euro Exportleistungen aus dem jeweiligen Exportland nach sich.
Ein im Vorjahr durchgeführtes Branchenscreening zum Thema „Architekturexport" der CIS hat ergeben, dass eine Hilfestellung bei der Internationalisierung in der Architektur durchaus erwünscht ist. Bedarf besteht etwa bei Sprachkursen, Übersetzungspools, Beratungen zu internationalen Fragen, Lobbying, politischer und finanzieller Unterstützung. Jungen Architekturbüros fehlt zudem oft der betriebswirtschaftliche Hintergrund. Der Tenor des Screenings: Steirische ArchitektInnen arbeiten in der Regel als Einzelkämpfer. Um die steirische Architektur als Exportartikel nachhaltig positionieren zu können, wurde ein Projekt in Modulen konstruiert mit dem langfristigen Ziel, diese zu einer Marke aufzubauen, die bestimmte Qualitäten assoziiert. Ziel ist es, den ArchitektInnen aus der Steiermark eine internationale Beachtung und Vernetzung zu verschaffen, unterstützt durch das Wirtschaftsressort des Landes Steiermark. „Schließlich ist die Internationalisierung für Unternehmen in einer globalisierten Welt heute selbstverständlich, denn innovative Produkte überzeugen Kunden in aller Welt. Europäisches Know-how und Wissen werden als qualitativ hochwertige Dienstleistungen von internationalen Kunden zunehmend nachgefragt", betont CIS Geschäftsführer Eberhard Schrempf.
Planungsexport als Chance
„Viele ArchitektInnen sehen im Planungsexport die Chance auf prestigeträchtige und große Projekte. Die Mehrheit ist sich aber auch der wirtschaftlichen Risiken bewusst", erklärt Geschäftsführerin Eva Guttmann vom Haus der Architektur. Als Probleme im Architekturexport werden vor allem die rechtliche Unsicherheit, das hohe Ausfallsrisiko sowie der größere Aufwand wahrgenommen. Wie im Branchenscreening festgestellt wurde, vermissen heimische ArchitektInnen den Rückhalt der Wirtschaftspolitik, wie ihn die Kollegen in Ländern wie den Niederlanden und Dänemark haben. Doch es stellt sich auch die grundsätzliche Frage, worin der Export von Planungsleistung begründet werden kann und welche Faktoren neben dem technischen Know-how einzelnen ArchitektInnen oder regionalen Architekturgruppen zum Export verhelfen - etwa eine regionale Spezialisierung, wie es Vorarlberg in Verbindung mit dem holzverarbeitenden Handwerk zeigt, die Bildung einer regionalen Marke durch bewusste Vermarktung oder die Spezialisierung auf Bauthemen durch einzelne ArchitektInnen/Architekturbüros.