Enzyme als Wachstumsmotor für die Wirtschaft - Grazer Forscher setzen europaweit Maßstäbe in der Biotechnologie

Das Kompetenzzentrum Angewandte Biokatalyse in Graz zieht nach fünf Jahren erfolgreich Bilanz: Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft als Erfolgsrezept. Das Land Steiermark unterstützt Forschung mit 100 Millionen Euro.
Das Kompetenzzentrum Angewandte Biokatalyse ist seit fünf Jahren das europaweit führende Zentrum für industrielle Biotechnologie. Das Erfolgsrezept für die Grazer Forscher ist die Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft an der Erforschung der „Katalysatoren der Natur" - den Enzymen. Diese Zukunfts- und Wachstumsbranche in der Biotechnologie hat mit dem Kompetenzzentrum in der Steiermark ein weltweit anerkanntes Standbein. So anerkannt, dass selbst US-amerikanische Firmen ihre Europaniederlassung nach Graz verlegt haben.
Aus Projekten werden Produkte
„Wir versuchen aus unseren Projekten Produkte zu machen," erklärt Markus Michaelis, Geschäftsführer des Kompetenzzentrums den Erfolgs. „Elf Patente und fünf industrielle Prozesse - das ist das Zwischenergebnis nach fünf Jahren Kompetenzzentrum," ist Universitätsprofessor Herfried Griengl , wissenschaftlicher Direktor, stolz auf die Forschungen seines 94-köpfigen Teams. Er hofft auf weitere Unterstützung für die Wachstumsbranche: „Wenn Österreich in dieser Schlüsseltechnologie nicht mithält, dann geht der Aufschwung an uns vorbei. Und diese einzigartige Chance ist verloren," erklärt Griengl.
Forschungsmillionen für die Steiermark
Die neue Wirtschaftsstrategie des Landes Steiermark trägt den Titel „Innovation serienmäßig". Ziel der Strategie ist, die Steiermark zur Meisterin der am Markt umgesetzten Innovationen zu machen. Den Kompetenzzentren als Innovationstreibern zwischen Wissenschaft und Wirtschaft kommt in der Strategie eine besondere Rolle zu. „Um diese Rolle auszubauen und auch künftig als Innovationstreiber fungieren zu können, unterstützt das Land Steiermark die Kompetenzzentren mit 100 Millionen Euro in den nächsten Jahren", hält Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann fest. Diese Investition ist ein klares Bekenntnis zum Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Steiermark, in dem die Human- und Biotechnologie weiterhin gestärkt werden soll. Das Kompetenzzentrum „Angewandte Biokatalyse" trägt einen wichtigen Teil zu dieser erfolgreichen Entwicklung der letzten Jahre bei.
Innovationen aus der Natur - Enzyme für die stone-washed Jeans
Die Forscher am Kompetenzzentrum Angewandte Biokatalyse untersuchen natürliche chemische Vorgänge. Die Basis dieser Vorgänge sind Enzyme. Diese speziellen Eiweißkörper sind in allen lebenden Organismen. Überall, wo eine Substanz umgewandelt wird, arbeiten Enzyme und beschleunigen die Reaktion. Das machen sich die Grazer Wissenschaftler nutzbar: Für Joghurts, Probiotica, innovative Backhilfsmittel und Pharmawirkstoffe. Die chemische Industrie nutzt die Biokatalyse zur Vermeidung von Abfall und giftigen Lösungsmittel. Ein Thema für die Biokatalyse ist die Suche nach Alternativen zum Erdöl. Auch bei der Produktion von stone-washed Jeans arbeiten Enzyme aus der biotechnologischen Forschung mit. Denn längst wird der Stoff nicht mehr mit Bimsstein gewaschen. Heutzutage „bearbeiten" Enzyme die blaue Baumwolle für den stone-washed-Effekt.
Finanzen: Vor dem Sprung in die Champions League
Finanziert wird das Kompetenzzentrum bisher vom Kplus-Programm der Bundesregierung, das die Bundesländer, also auch die Steiermark, mittragen. Die internationalen Erfolge lassen Michaelis und Griengl hoffen, im nächsten Jahr erfolgreich einen Antrag für das Nachfolgeprogramm COMET zu stellen. „COMET" bedeutet für das Kompetenzzentrum die Grazer Spitzenforschung nachhaltig zu verankern und in Größe und Niveau noch einmal deutlich zu steigern. Eine Entscheidung darüber fällt im Kompetenzzentrum Mitte 2008.