Die neu definierte Branche
10 Jahre Humantechnologie-Cluster Steiermark
Graz, 27. Oktober 2014 - Vor zehn Jahren wurde in Graz der steirische Humantechnologie-Cluster ins Leben gerufen. Mittlerweile hat sich die Branche, in der aktuell rund 130 Unternehmen mit rund 14.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Jahresumsatz von etwa 2,9 Mrd. Euro erwirtschaften, als eines von drei Leitthemen der steirischen Wirtschaftspolitik herauskristallisiert.
Mit 1. November 2014 übernimmt Dr. Johann Harer das Ruder beim Cluster. Er war mehr als zwei Jahrzehnte in der Industrie tätig, u. a. für AVL Medical Systems und seit dem Jahr 2000 in führenden Positionen bei Roche Diagnostics. „Ich freue mich, dass wir mit Johann Harer einen Mann gewinnen konnten, der die Branche sehr gut kennt. Ich bin überzeugt, dass er mit seiner langjährigen Erfahrung den Cluster in eine positive Zukunft führen wird. Gleichzeitig danke ich seinen beiden Vorgängern Robert Gfrerer und Richard Schanner für ihre Arbeit", so Landesrat Buchmann.
Gesellschafter der Human.technology Styria GmbH sind neben der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG auch die Med Uni Graz sowie Joanneum Research und die Branchenunternehmen Neuroth, Roche Diagnostics, VTU und ZETA. Als Gründungs-Gesellschafterin bereits seit 2004 im Cluster mit dabei ist die Neuroth AG. Waltraud Schinko-Neuroth über die Gründe, sich von Beginn an im Cluster einzubringen: „Es war die Vernetzung der Unternehmen und die Überzeugung, dass wir als steirische Humantechnologie-Unternehmen gemeinsam mehr erreichen können, als jedes Unternehmen für sich. Und es war die klare internationale Ausrichtung, für die der erste Geschäftsführer, Robert Gfrerer, immer garantiert hat - dafür möchte ich ihm meinen Respekt und meinen Dank aussprechen. Der Wissenstransfer zwischen Unternehmen bzw. Unternehmen und Universitäten hat dazu geführt, dass die steirischen Unternehmen sich auch im internationalen Vergleich großartig im Bereich Forschung und Entwicklung engagieren. Dazu bekennt sich auch Neuroth vollinhaltlich."
Die Cluster-Leuchttürme
Auch für Dr. Richard Schanner, der in den vergangenen Monaten die Geschicke der Human.technology Styria GmbH (HTS) leitete, sind die vielen erfolgreichen Kooperationen zwischen Unternehmen und Universitäten ein herausragendes Standortmerkmal. Die Zahlen dazu: Gab es 2006 noch 33 Mitgliedsunternehmen im Cluster mit rund 1,54 Mrd. Euro Umsatz und rund 10.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, waren im Vorjahr (2013) bereits 79 Branchenunternehmen mit einem Umsatz von rund 2,29 Mrd. Euro und etwa 14.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Clustermitglieder organisiert.
Als Leuchttürme der Branche bezeichnet Schanner das Entstehen der „Medical Science City Graz" mit dem MED CAMPUS der Med Uni Graz und dem bereits eröffneten ZWT (Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin), in dem auch die Biobank der Med Uni Graz (eine der größten Biobanken Europas) sowie die Zentrale der pan-europäischen Forschungsinfrastruktur für Biobanken und biomolekulare Ressourcen, BBMRI-ERIC, angesiedelt ist.
Ebenso zu den Highlights zählt BioTechMed-Graz, die 2011 gegründete Kooperation zur Bündelung des wissenschaftlichen Know-hows und der technischen Infrastrukturen der drei großen Grazer Universitäten Karl-Franzens-Universität, TU Graz und Med Uni Graz. Fünf spezialisierte Kompetenz- und Forschungszentren allein im Bereich der Humantechnologie - RCPE zum Thema „pharmazeutisches Engineering", acib zur industriellen Biotechnologie, CBmed (ab 2015) zum Themenfeld Biomarker-Forschung, evolaris zum Thema „Connected Life" und das Know-Center zum Themenfeld „Big Data" und „Date-driven Business" - komplettieren das Feld. Schanner zur Zukunft des Clusters: „Wir müssen die Assets des Standortes weiter herausarbeiten. So ist die Steiermark in der Ausbildungsvielfalt für den Humantechnologie-Sektor einzigartig. Die beste Basis für den ‚next level‘ in der Clusterentwicklung."
Vergangene Woche war eine rund 60-köpfige steirische Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Landesrat Buchmann in der Öresund-Region, die auf schwedischer Seite das Gebiet rund um Malmö und auf dänischer Seite die Region Kopenhagen umfasst. Ziel der Reise war es, bestehende Kooperationen zu vertiefen und Türen für Unternehmen zu öffnen, die den Sprung nach Schweden und Dänemark wagen wollen. Die Humantechnologie war einer der Schwerpunkte der Reise, neben dem Cluster waren auch zahlreiche Mitgliedsbetriebe vor Ort dabei.
Perspektiven für die Zukunft
Auch Waltraud Schinko-Neuroth sieht die Internationalisierung des Clusters als wichtigen Schwerpunkt: „Die Strategie der internationalen Ausrichtung wird auch die der Zukunft sein. Als Neuroth sind wir mittlerweile nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Slowenien, Kroatien und Deutschland vertreten - und wir haben in Frankreich mehr als nur einen Fuß in der Tür. Bei dieser Entwicklung hilft uns der Cluster. Im Gegenzug können aber auch wir unser Wissen und unsere Erfahrungen mit anderen Unternehmen teilen."
Johann Harer zu den Zukunftsperspektiven des Clusters: „Ich habe 25 Jahre im Medizintechnik- und Pharmasektor immer im industriellen Umfeld gearbeitet. Ich denke ich weiß, was erforderlich ist, um Produkte erfolgreich auf den Markt zu bringen. Die Synergien, die der Cluster bietet, möchte ich so bündeln und weiter ausbauen, dass es möglichst vielen Unternehmen in der Steiermark gelingt, noch erfolgreicher in diesem internationalen Markt tätig zu sein. Für mich ist es auch ein großes Anliegen, den ‚akademischen Nicht-Industriebereich‘ wie Kliniken, Unis oder Forschungszentren noch stärker in den Wirtschafts-Kreislauf einzuklinken. Wir werden die Clusterziele der letzten Jahre mit der Fokussierung auf die drei strategischen Korridore - ‚Pharmazeutische Verfahrens-, Prozess- und Produktionstechnologie‘, ‚Biomedizinische Sensortechnologie & Biomechanik‘ sowie ‚Biobank & Biomarkertechnologie‘ - weiter verfolgen."
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